Nach neuesten Einschätzungen von Microsoft ist der klassische Computervirus im Begriff, wieder verstärkt Computersysteme zu befallen. Der Grund dafür ist häufig eine unzureichende Infrastruktur in der Netzversorgung in vielen Ländern. Der klassische Virus, wenn man nach seiner offiziellen Definition geht, ist in den entwickelten Industrienationen so gut wie ausgestorben.
Längst sind Würmer, Trojaner oder Ransomware viel effektivere Mittel für die Cyber-Kriminellen. Ein Virus verbreitet sich über Reproduktion und das Anhängen dieser Kopien an Programme, Dateien oder Datenträgern. Somit kann sie mit am schnellsten von einem aktuellen Virenscanner erkannt und entfernt werden, da Virenscanner die meisten Dateien, die ein Computer empfängt oder verteilt auf ihm bekannte Schadsoftware überprüft. In den entwickelten Industrienationen, wo die Mehrheit der Bevölkerung mit stabilen Breitbandanschlüssen ausgestattet ist, ist ein Virenbefall also recht selten geworden.
In Schwellen- und Entwicklungsländern sind die meisten Computer nicht mit einem Breitbandanschluss ausgestattet. In Indonesien sind gerade einmal 1,13 Prozent der privaten Geräte über einen Breitbandanschluss ans Internet angeschlossen und in Äthiopien liegt der Anteil sogar gerade einmal bei 0,1 Prozent. In diesen Gebieten sind die wenigsten Virenscanner auf dem neuesten Stand, wenn überhaupt vorhanden. Diese Zustände sind der perfekte Nährboden für Viren, die über externe Datenträger wie USB-Sticks, externe Festplatten oder CD´s verbreitet werden können. Trojaner, die im Prinzip auf den Internetanschluss angewiesen sind, haben in diesem Umfeld wenig Erfolg.
Interessant ist auch, dass der bis dato am häufigsten entdeckte Virus in den strukturschwachen Regionen mittlerweile 3 Jahre alt ist. Sality, so dessen Name, befindet sich derzeit auf Platz 6 der Viren-Top 10. Er hängt sich vor allem an kleine Bilder von Shortcuts und nutzt erfolgreich eine Sicherheitslücke aus. Normalerweise ist ein Computer in diesen Tagen gegen diesen Schädling immun. Wenn aber, wie häufig in Entwicklungsländern der Fall, Sicherheitsupdates und Patches nicht auf die Rechner heruntergeladen werden können und auch die Virenscanner so alt sind, dass sie diese Malware nicht erkennen, hat Sality eine optimale Umgebung um sich weiter zu verbreiten. Betroffen sind meistens .scr- und .exe-Dateien. Die besten Chancen hat der Virus bisweilen auf Computern mit dem Betriebssystem Windows XP aber auch Windows 7 und 8 sind mitunter gefährdet.